2020 als Belastungsprobe für Familien

2020 als Belastungsprobe für Familien

Eine familienpolitische Jahresbilanz zieht Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes bevor das Jahr 2021 beginnt

„Das Jahr 2020 hat uns gezeigt, dass Familien eine wesentliche Ressource für die gesamte Gesellschaft sind“, ist Familienverbandspräsident Alfred Trendl überzeugt. Er möchte die Tage vor dem Jahreswechsel nutzen, um sich bei den Familien zu bedanken: „Von einem Tag auf den anderen haben sich Familien im Frühjahr und Herbst flexibel gezeigt und selbstverständlich die Betreuung und Bildung ihrer Kinder übernommen. Das ist eine beachtliche Leistung und ein maßgeblicher Grund, warum die Infektionszahlen in den einzelnen Lockdowns sinken konnten“, ist Alfred Trendl überzeugt, dass die Familie „systemrelevant“ sind.

Finanzielle Unterstützung

Um dieser großen Herausforderung gerecht zu werden, wurden zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung gesetzt. „Ein wesentlicher Schritt war die von uns geforderte Öffnung des Familienhärteausgleichsfonds auch für Familien, die durch Corona finanziell betroffen sind“ sagt Trendl. Vom 15. April bis Anfang November wurden 122.376 Anträge gestellt und an rund 67.000 Familien ca. 88 Millionen Euro ausbezahlt. Die durchschnittliche Zuwendung betrug ca. 1.300 Euro. Sehr erfreulich, dass die Öffnung des Familienhärteausgleichs nun am Ende des Jahres auch für Familien mit Einkünften aus Land- u. Forstwirtschaft geöffnet wurde.

„Allerdings sind viele Eltern im zweiten oder dritten Lockdown erneut arbeitslos oder in Kurzarbeit. Es wäre gut, wenn es für diese Fälle die Möglichkeit einer erneuten Unterstützung gäbe“, so Trendl und verweist auf die Wirtschaft, die – im Gegensatz zu den Familien – mehrmals um Unterstützung ansuchen kann.

Besonders positiv ist für den Familienverbandspräsidenten die Sonderzahlung von 360 Euro pro Kind, die im September gemeinsam mit der Familienbeihilfe erfolgte: „Damit wurden Familien rasch und unbürokratisch unterstützt und die Kaufkraft im Land angeregt. Eine solche Maßnahme wäre auch im Frühjahr 2021 wichtig“, so Trendl. Aber auch die Ausweitung des Unterhaltsvorschusses war für Alleinerzieherinnen von großer Bedeutung.

Bildung und Vereinbarkeit

Neben der finanziellen Belastung war es vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Eltern massiv belastete: „Wir freuen uns sehr, dass die Sonderbetreuungszeit eingeführt wurde und auch ein Rechtsanspruch darauf besteht“, lobt Trendl eine diese Maßnahme als „vernünftig und durchdacht“. Ebenfalls positiv findet er die Tatsache, dass in Österreich die Schulen und Kindergärten immer eine Notbetreuung angeboten haben: „Das war nicht selbstverständlich, in anderen Ländern wurde sehr wohl erhoben, ob die Eltern, die einen Platz in Anspruch für ihr Kind nehmen, systemrelevant war oder nicht“, berichtet Trendl: „Im zweiten Lockdown nahmen im Schulbereich rund 15 Prozent der Familien diese Möglichkeit in Anspruch. Dies zeigt deutlich, dass verantwortungsbewusst mit diesem Angebot umgegangen wird“, ist er überzeugt, dass dies ein gangbarer Weg sei.

„Im Bildungsbereich ist die Einführung des Ethikunterrichts für alle jene, die keinen Religionsunterricht besuchen ein Meilenstein“, lobt Trendl diese Maßnahme. Aufholbedarf sieht er im Bereich Digitalisierung: „Da sind heuer viele Defizite offenbar geworden, vor allem was die Ausstattung der Schulen betrifft“, so Trendl. Bis 2022 sollen 200 Millionen Euro ausgegeben werden, um Schulen und Schüler/innen der fünften und sechsten Schulstufe mit Laptops und Tablets auszustatten.

Ausblick 2021

Trendl weist auch auf fehlende Entwicklungsmöglichkeiten hin: Nach wie vor gibt es viel zu wenige leistbare und größere Wohnungen für Familien, dies liegt in der Zuständigkeit der Bundesländer, ebenso wie der Kampf gegen Kinderarmut. Sowohl die gegen Ende des Jahres erhöhte Normverbrauchsabgabe für größere Autos wie auch die umsatzsteuerliche Begünstigung von Hygieneartikel von Frauen, nicht aber von Kindern stellen Diskriminierungen von Familien dar.

2021 sollte endlich die Umstellung bei der Anrechnung von Kinderziehungszeiten vom bisherigen Frauenmedianeinkommen auf das allgemeine Medianeinkommen erfolgen. Ein Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen rein quantitativ wie zuletzt auch von den Sozialpartnern gefordert, anstatt die Qualität zu erhöhen, ist unverantwortlich und daher abzulehnen.

Quelle: Katholischer Familienverband Österreichs Presse und Öffentlichkeitsarbeit / ots  //  Fotocredit: Symbolfoto

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