DIGITAL & CIRCULAR - Wege in die Kreislaufgesellschaft

DIGITAL & CIRCULAR - Wege in die Kreislaufgesellschaft

Logo "VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2021"

Am Dienstag, 22. Juni 2021, 18:00 Uhr, öffnet das MAK die im Rahmen der „VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2021: PLANET LOVE. Klimafürsorge im Digitalen Zeitalter“ realisierte Ausstellung „DIGITAL & CIRCULAR. Wege in die Kreislaufgesellschaft“ (MAK-Kunstblättersaal und MAK-Säulenhalle (1. Stock, Laufzeit: 23. Juni – 3. Oktober 2021). Zum Auftakt dieses Biennale-Projekts organisiert das MAK am 22. Juni 2021, 19:00 Uhr, im MAK-Vortragssaal ein hochkarätig besetztes MAK FUTURE LAB zum Thema „DIGITAL & CIRCULAR: KREISLAUFGESELLSCHAFT LERNEN UND LEBEN“. Expert*innen loten dabei Ansätze für eine digital unterstützte Transformation zur Kreislaufgesellschaft aus.

Unter der Moderation von Christoph Thun-Hohenstein, Generaldirektor des MAK und Leiter der VIENNA BIENNALE, diskutieren Verena Fuchsberger-Staufer (Universität Salzburg), Martin Grödl (Process – Studio for Art and Design), Helmut Haberl (BOKU Wien), Lotte Kristoferitsch (EOOS NEXT), Christian Schienerl (Schienerl Design/Art Direction) und Michael Strugl (Verbund) brennende Fragen wie „Welche vorrangigen systemischen Änderungen braucht es für die Kreislaufgesellschaft?“, „Wie können wir vermeiden, dass die große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu einer enormen zusätzlichen Materialanhäufung führt?“, oder „Wie können wir als Gesellschaft Kreislaufdenken am besten und schnellsten erlernen?“.

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung über MAK.at erforderlich. Es gelten die 3G-Regeln. Die Veranstaltung wird digital über MAK.at übertragen.

Zur MAK-Ausstellung
„DIGITAL & CIRCULAR. Wege in die Kreislaufgesellschaft“

Wie Digitale Innovationen dazu beitragen können, das Ideal einer kreislauforientierten Gesellschaft voranzutreiben, zeigt die Ausstellung „DIGITAL & CIRCULAR. Wege in die Kreislaufgesellschaft“ eindrucksvoll auf. Im Zentrum der Ausstellung steht ein spektakuläres Forschungsprojekt, das vom international anerkannten Sozialökologen a.o. Prof. Helmut Haberl (Institut für Soziale Ökologie, BOKU – Universität für Bodenkultur, Wien) initiiert wurde und die Materialbestände in Österreich in bisher unerreichter Genauigkeit analysiert. EOOS NEXT und Process Studio machen die Ergebnisse dieser Forschungen in einer raumgreifenden Installation im MAK-Kunstblättersaal einem breiten Publikum zugänglich. Sie zeigen damit auch eine neue Rolle für Designschaffende in der Zukunft auf: die Gestaltung gesellschaftlicher Veränderung auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Unter den von der österreichischen Gesellschaft angehäuften Materialbeständen wiegen jene Materialien, die in der Bauwirtschaft zum Einsatz kommen, am schwersten. Um diese zu erfassen, hat eine Arbeitsgruppe rund um Helmut Haberl Fernerkundungsdaten von zwei Satelliten des Europäischen Weltraumprogramms Copernicus in Kooperation mit Kolleg*innen der Humboldt-Universität zu Berlin mit Hilfe eines selbstlernenden Computerprogramms ausgewertet. Aus einer Kombination von Big Data und Ansätzen der industriellen Ökologie wurden jedes Haus, jede Straße und sämtliche andere Infrastrukturen und Gebäude in Österreich dreidimensional erfasst und deren Typ, Masse und Materialzusammensetzung kartiert.

EOOS NEXT wurde auf die Forschungsgruppe aufmerksam. Im Rahmen der Biennale entstand das Schwerpunktprojekt „Über Bäume und Beton. Flächenversiegelung in Österreich“, das zahlreiche Aspekte der Forschungsaktivitäten in einem interdisziplinären Designprojekt verdichtet und den Blick auf das große Ganze lenkt.

„Während die Natur keinen Müll produziert, sondern in Kreisläufen lebt, hat die fossile Industrialisierung das zerstörerische Gegenmodell der linearen Wirtschaft und Gesellschaft, das ‚take-make-waste‘ entwickelt, in der man Ressourcen extrahiert, damit produziert und die Erzeugnisse nach Gebrauch als Abfall entsorgt. Ein vom Biennale-Motto PLANET LOVE ausgehendes Zukunftsmindset verinnerlicht das Kreislaufprogramm der Natur. Dieser wichtige Ausstellungsbeitrag im MAK-Kunstblättersaal unterstreicht die Bedeutung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft als Leitgedanke von CLIMATE CARE.“, so Christoph Thun-Hohenstein, Leiter der VIENNA BIENNALE und Generaldirektor des MAK.

Für die Ausstellung „DIGITAL & CIRCULAR. Wege in die Kreislaufgesellschaft“ entwickelten EOOS NEXT und Process Studio vier Installationen, die jeweils einen wichtigen Aspekt der Kreislaufwirtschaft thematisieren:

DATENGENERIERUNG
Eine Projektion zeigt den aufwendigen Prozess der Digitalisierung der Materialbestände Österreichs durch Fernerkundung, Crowdsourcing, industrielle Ökologie und selbstlernende Computerprogramme in einer noch nie dagewesenen Auflösung von 10 x 10 Metern.

NEUE LANDKARTEN 
Großformatige Landkarten (1,5 x 3 m) zeigen die Verteilung der Masse von Bäumen, Häusern, Straßen und Infrastrukturen auf Österreichs Fläche. Die Daten wurden in einem aufwendigen, grafischen Verfahren von Process Studio visualisiert und als Digitaldruck umgesetzt. Eine Karte zeigt die Bestände an lebenden Pflanzen, eine andere Karte die schon weit fortgeschrittene Flächenversiegelung Österreichs. Die beiden Karten repräsentieren auch die beiden grundlegenden Prinzipien der Kreislaufwirtschaft: den technischen und biologischen Kreislauf.

MASSENVERHÄLTNISSE
Ziel des BOKU-Forschungsprojektes war es unter anderem, die Material-Massen von Infrastruktur und Gebäuden abzuschätzen und zu kartieren. Für die MAK-Ausstellung wurden sie mit Informationen zu den biologischen Beständen (Bäume) kombiniert. Die von den Menschen weltweit bis heute angehäuften Materialbestände in Gebäuden und Infrastrukturen entsprechen etwa der Biomasse der Landpflanzen der Erde. Die großen Massenströme, die für den Aufbau und die Reproduktion dieser Bestände laufend nötig sind, haben direkten und indirekten Einfluss auf die Klimakrise. Ein aktueller Artikel im angesehenen Wissenschaftsjournal „Nature“ (Global human-made mass exceeds all living Biomass, Elhacham et. al., 2020) zeigt auf, dass es weltweit doppelt so viel Plastik wie Tiere gibt, und die Masse an Gebäuden und Infrastruktur die Biomasse bereits überholt hat. Österreich übertrifft diese alarmierenden Zahlen. Hier gibt es bereits doppelt so viel Masse in Häusern und Infrastrukturen wie Biomasse. Diese kritische Situation veranschaulichen in der Ausstellung eindrücklich drei hängende, gleich schwere Sonnengläser (Laternen), die Häuser, Straßen und Bäume repräsentieren – als fragiles Mobile im Raum.

KUGELBAHN DER LINEAREN WIRTSCHAFT
Landkarten visualisieren nur einen Teilaspekt unseres Umweltproblems in Form des Flächenverbrauchs. Für ein besseres Verständnis unserer linearen Wirtschaft übersetzte EOOS NEXT die Daten aller Materialströme in Österreich in eine Kugelbahn. Die bewegten Materialströme werden in diesem dynamischen Modell mit den schon angehäuften Materialbeständen systemisch vernetzt. Der größte Materialstrom wird nämlich nicht zu Müll oder recycelt, sondern geht in Bestände. Jedes Jahr kommen unglaubliche Mengen an Materialien zu den bereits bestehenden Beständen dazu. Fast tausend Stahl- und Holzkugeln machen diese Problematik in der Ausstellung deutlich. Die Daten stammen ebenfalls aus der Forschungsgruppe der BOKU und wurden eigens für das MAK-Projekt aufbereitet. Die Kugelbahn als Medium ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zur problematischen Struktur unserer derzeitigen Wirtschaftsweise. Das Modell lädt gleichzeitig dazu ein, diese Struktur in Richtung Kreislaufgesellschaft umzudenken und umzubauen. Eigentlich kinderleicht: die Kugeln länger in Bewegung halten, weniger Kugeln verwenden und die enormen Kugelbestände wieder neu ins Spiel bringen. Die Natur zeigt es vor: Dort ist die Biomasse seit der Industrialisierung nahezu unverändert, Abfallberge kennt die Natur sowieso nicht. Die Energie liefert ausschließlich die Sonne.

Als Förderer des Biennale-Projekts konnte das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gewonnen werden. „Digitale Technologien liefern einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise. Sie stoßen zahlreiche technische wie auch gesellschaftliche Innovationen an und bringen uns so auf den Weg zu einer Kreislaufgesellschaft.“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

DIGITALE POTENZIALE FÜR DIE KREISLAUFGESELLSCHAFT
Parallel zu diesem Schwerpunktprojekt lud Christoph Thun-Hohenstein, Leiter der VIENNA BIENNALE und Generaldirektor des MAK, ausgewählte Expert*innen unterschiedlichster Disziplinen zur Ideenfindung, mit welchen digitalen Ansätzen die Verankerung der Kreislaufgesellschaft vorangetrieben werden kann. In mehreren Online-Panels ging es um die Identifizierung von vielversprechenden digitalen Innovationen, nicht aber um deren detaillierte Ausarbeitung. Die Panels kreisten insbesondere um folgende Fragen: Welche Motivatoren braucht es für grundlegende Verhaltensänderungen in Richtung Kreislaufdenken/Kreislaufgesellschaft? Welche Rolle kann digitale Transparenz dabei spielen? Wie können digitale Innovationen generell Kreislaufdenken als zentralen Bildungsinhalt vermitteln und wie können sie dabei helfen, Wertvorstellungen in der Politik in Richtung Kreislaufdenken zu verändern? Diskutiert wurden außerdem die Themen entmaterialisierter Konsum und digitale Nachweise für Zirkularität sowie Ideen zu digitalen Marktplätzen und Standards für Datenaustausch zwischen Unternehmen zwecks Ressourcenschonung.

Die Ergebnisse dieser Ideenfindung sind in der Ausstellung auf neun Schautafeln nachzulesen, die von Christian Schienerl, Grafikdesigner und Buchautor, gestaltet wurden. Die anschauliche Darstellung will den Besucher*innen Lust dazu machen, selbst aktiver Teil einer wirksamen Kreislaufgesellschaft zu werden.

FÖRDERER
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

KOOPERATIONSPARTNER
Verbund
Wienerberger AG

Quelle: MAK-Presse und Öffentlichkeitsarbeit Judith Anna Schwarz-Jungmann (Leitung) Cäcilia Barani, Sandra Hell-Ghignone / ots  //  Grafik: © buero bauer

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