Polizeiärztinnen und Polizeiärzten der Landespolizeidirektionen wurde auf dem Gelände des Einsatzkommandos Cobra in Wiener Neustadt das Taktische Sanitätskonzept des Innenministeriums präsentiert und im Szenarientraining geübt
Ende Oktober 2021 wurden von der Abteilung I/10, Medizinische und Gesundheitsangelegenheiten, sämtliche Polizeiärztinnen und Polizeiärzte der Landespolizeidirektionen Österreichs eingeladen, an einer Fortbildung in Taktischer Medizin teilzunehmen. Das Interesse der Kollegenschaft war groß, sodass am 14. und 15. Oktober insgesamt 26 Ärztinnen und Ärzte, darunter auch der Chefarzt der Landespolizeidirektion (LPD) Wien, Wilhelm Saurma, und sein Stellvertreter Gerald Bodner sowie die Chefärztinnen der LPD Burgenland, Elisabeth Unger, und der LPD Steiermark, Gabriele Kraxner, teilnahmen. Auch die LPD Vorarlberg war mit zwei Kollegen vertreten, nämlich Wilhelm Gruber und Matthias Hohlrieder. In dieser Fortbildung auf dem Gelände des Einsatzkommandos Cobra in Wiener Neustadt wurde den Ärztinnen und Ärzten das Taktische Sanitätskonzept (TSK) des Bundesministeriums für Inneres (BMI) vorgestellt und im Szenarientraining geübt. Martin Schlagenhaufen, Chefinspektor beim EKO Cobra, hatte mit seinem Team sowie TSK-GSOD-Trainern (GSOD: Großer Sicherheits- und Ordnungsdienst der Polizei) aus der Steiermark, dem Chefarzt der Berufsrettung Wien, Mario Krammel und einem seiner Oberärzte, Daniel Grassmann, ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, um den Teilnehmenden die Taktische Medizin näher zu bringen.
Das Taktische Sanitätskonzept des BMI orientierte sich bei der Einführung an international anerkannten Konzepten, unter anderem an der militärischen Verwundeten-Versorgung. Vorbild war das sogenannte "Combat Medic-Modell" der US-amerikanischen Spezialkräfte. Dieses unterscheidet sich sowohl in Aufgaben als auch Befugnissen von Modellen ziviler Blaulichtorganisationen. Basierend auf den Prinzipien der Taktischen Verwundeten Versorgung (TVV) im militärischen Kampfeinsatz wurden für die Einsatzbeamten von Sonder- und Spezialeinheiten sowie für Polizeisanitäter entsprechende Adaptierungen und Weiterentwicklungen vorgenommen.
Das TSK des BMI fußt auf TVV-Schulungen des EKO Cobra und wurde in weiteren Schritten auf andere Einheiten der Polizei, wie die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA), und später auf die Sanitäterinnen und Sanitäter des GSOD ausgeweitet. Eine auf extreme Bedürfnisse angepasste Erste-Hilfe-Ausrüstung führen sämtliche Cobra- und WEGA-Einsatzbeamte in einer an der Schutzausrüstung montierten Sanitätstasche mit sich. Die schnelle Greifbarkeit ist vor allem bei lebensbedrohlichen Verletzungen von großem Nutzen und erhöht so die Sicherheit der eingesetzten Beamtinnen und Beamten wesentlich. "Grundsätzlich steht in der TVV die Taktik und nicht die Medizin im Vordergrund, das heißt, zuerst die taktische Lage soweit in den Griff bekommen, damit man dann zielgerichtet und vernünftig Erste-Hilfe-Maßnahmen setzen kann. Man trainiert es in einer Vielzahl von Wiederholungen", erklärt Schlagenhaufen.
Durch die vielseitigen Trainingsmöglichkeiten im Hauptquartier des EKO Cobra und die professionelle Vortragstätigkeit der beteiligten Ausbildenden konnten die Ärztinnen und Ärzte die Fortbildungstage optimal nutzen. Da sie die Fachaufsicht über die Polizeisanitäterinnen und -sanitäter der Landespolizeidirektionen innehaben, war es wichtig zu sehen, welche Trainingsinhalte vermittelt wurden. Die Einblicke ins Taktische Sanitätskonzept des BMI war für alle eine Abwechslung zum sonstigen Tätigkeitsbereich der Ärztinnen und Ärzte, wie zum Beispiel die Begutachtung von Körperschäden oder Toten, die Untersuchung von Lenkern oder die Feststellung von Haftfähigkeit.
Quelle: BMI // Fotocredit: © BMI