Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich für Michael Musalek

Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich für Michael Musalek

Stadtrat Peter Hacker bedankte sich bei Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek für seine herausragenden Leistungen als ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts

Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek wurde heute das goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich von Dr. Franz Pietsch in Vertretung des Gesundheits- und Sozialministers Dr. Wolfgang Mückstein verliehen. Die feierliche Übergabe fand im Rahmen einer Festveranstaltung der Stiftung Anton Proksch-Institut Wien anlässlich des Ausscheidens Michael Musaleks als ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts statt.

Das Ende der Ära Musalek am Anton Proksch Institut wurde heute, Mittwoch, in feierlichem Rahmen im Palais Ferstel begangen. Auf dem Programm standen – neben der Verleihung des goldenen Ehrenzeichens an Michael Musalek – die Präsentation der Festschrift „Auf der Suche nach einem autonomen und freudvollen Leben – Ressourcenorientierte Suchtbehandlung“ sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema „Das Schöne als heilsame Kraft“, welche die Philosophin Ariadne von Schirach mit der Video-Keynote „Lebenskunst – Vom Geist des Schönen und von der Schönheit des Geistes“ einleitete.

Zehntausende Erfolgsgeschichten

Unter der Prämisse „Der Mensch im Mittelpunkt“ unterstützt das Anton Proksch Institut seit mehr als 60 Jahren seine Patientinnen und Patienten dabei, ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu finden. Die Erfolgsgeschichte des Hauses, die eigentlich aus zehntausenden individuellen Erfolgsgeschichten besteht, ist seit vielen Jahren untrennbar mit Michael Musalek verknüpft, der nach 16 Jahren Ende 2020 die ärztliche Leitung des Anton Proksch Instituts abgegeben hat.

„Das Sozial- und Gesundheitsministerium arbeitet bereits seit Langem eng mit dem Anton Proksch Institut zusammen, davon viele Jahre mit Prof. Dr. Michael Musalek als Leiter. Gemeinsam ist es uns gelungen, wichtige Anliegen und Projekte in Fragen der Suchtbehandlung im Interesse der Patientinnen und Patienten aufzugreifen und erfolgreich umzusetzen. Prof. Musaleks innovative Ansätze und Expertise in diesen Feldern sind weit über die österreichischen Grenzen hinweg bekannt, unter seiner Leitung hat sich das Anton Proksch Institut international zu einem Vorreiter in der Suchtbehandlung entwickelt. Besonders schätzen gelernt habe ich Prof. Musalek in den vergangenen Monaten auch für seine Arbeit im psychosozialen Beraterstab des Gesundheitsministeriums. Er hat die Corona-Pandemie bereits sehr früh auch als eine psychosoziale Krise begriffen und lösungsorientierte Maßnahmen aufgezeigt. Als Sozial- und Gesundheitsminister darf ich Prof. Dr. Michael Musalek anlässlich seines pensionsbedingten Ausscheidens für sein jahrelanges, überaus erfolgreiches, fachlich prägendes und verdienstvolles Wirken als Institutsleiter und ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts danken“, so Dr. Wolfgang Mückstein im Vorfeld der Veranstaltung über die Zusammenarbeit mit Michael Musalek. Bei der Ehrenzeichenverleihung wurde der Gesundheits- und Sozialminister von Dr. Franz Pietsch, geschäftsführender Leiter der Gruppe VI/A (Humanmedizinrecht) im BMSGPK vertreten.

Auch Peter Hacker, Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport der Stadt Wien, strich Musaleks Vorreiterrolle in der Suchtbehandlung hervor. „Michael Musalek fügt sich nahtlos in die lange Reihe bedeutender Psychiaterinnen und Psychiater Wiens ein. Mit seinen innovativen Methoden und Ideen hat er die Behandlung von Suchtkranken in Wien, aber auch weit darüber hinaus, revolutioniert und geprägt. Ich persönlich danke ihm dafür, dass er mir bereits seit vielen Jahren mit seiner Expertise und seinem Gespür ein wichtiger Ansprechpartner und Unterstützer in vielen schwierigen Fragen ist. Und nicht zuletzt dafür, dass er den Dienst an der Gesellschaft immer in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hat“, so Hacker.

„Michael Musalek hat als Mediziner und Wissenschaftler einen Paradigmenwechsel vorangetrieben. Er hat nicht – wie jahrzehntelang üblich – Abstinenz als das allein zu erreichende Ziel der Behandlung angesehen, sondern vielmehr als wichtiges Teilziel und Basis für einen Veränderungsprozess. Die Überführung dieses Gedankens in spezifische medizinisch-therapeutische Behandlungsangebote im Rahmen des ‚Orpheus-Programms‘ des Anton Proksch Instituts ist wohl Michael Musaleks größter beruflicher Verdienst“, ergänzte Stiftungspräsident Mag. Richard Gauss.

Über die Schönheit des Geistes

„Das Schöne“ steht im Zentrum von Michael Musaleks Wirken – aus der Überzeugung heraus: Wer selbst im Leben das „schönere Lied“ singt, für den verliert der Sirenenklang der Suchtmittel seine Anziehungskraft. An diesen Gedanken anknüpfend eröffnete Ariadne von Schirach den fachlichen Teil der Festveranstaltung mit einer Video-Keynote.

„Die Krise der Gegenwart ist eine Krise des Geistes. Vor lauter Profitgier sind wir dermaßen von der Wahrheit des Lebens weggerückt, dass wir tatsächlich verrückt sind. Ökonomische Prinzipien wie Eindeutigkeit, Vergleichbarkeit und Verwertbarkeit haben uns fast vergessen lassen, dass wir geistige Wesen sind, und Menschsein bedeutet, wählen zu können und wählen zu müssen. Doch der Mensch ist innen größer als außen. Deshalb ist es an der Zeit, dem oberflächlichen und materialistischen Zeitgeist die Tiefe unseres eigenen Geistes entgegenzuhalten; ein Geist, der die eigenen Ambivalenzen ebenso aushält wie aufhebt. Lebenskunst ist die Arbeit am inneren Menschen. Um wieder auf uns selbst aufmerksam zu werden, helfen drei Perspektiven: ein Gewahrsein unserer Endlichkeit, die Frage der letzten Instanz und das sokratische Selbstgespräch. Mit dem dabei entwickelten Gefühl für unsere Möglichkeiten und Widersprüche blicken wir auf das Schöne, das sich als der Moment beschreiben lässt, wo Gebrochenheit sichtbar und zugleich durch Ganzheit aufgehoben wird. Denn wahre Schönheit tut nicht nur wohl, sondern versöhnt uns auch mit unserer eigenen Lebendigkeit“, formulierte die deutsche Philosophin.

Das Schöne als heilsame Kraft

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von der Puls4-Anchorwoman Corinna Milborn moderiert wurde, reflektierten fünf namhafte Expertinnen und Experten sowie Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von Michael Musalek die Themen Sucht und psychische Gesundheit unter dem Aspekt des Schönen als heilsame Kraft.

„Mit der Übernahme der ärztlichen Leitung des Anton Proksch Instituts hat Michael Musalek den Kampf gegen Stigmatisierung, Resignation und das Leid psychisch erkrankter Personen aufgenommen. Seine Waffen waren und sind nicht die so oft – von Angehörigen, aber auch von Betroffenen selbst – geforderte Willensstärke und Disziplin; nein, Michael Musaleks Verbündete sind das Schöne, die Autonomie und ein stetig wachsender Appetit auf ein freudvolles Leben. Als Psychiater und Psychotherapeut hat er es wie kein anderer verstanden, aus Worten Erlebnisse werden zu lassen. Um Lebensfreude nach Jahren der Deprivation wieder entwickeln zu können, braucht es sehr viel Mut zur Veränderung und ein Ziel vor Augen, für das es sich lohnt, die Mühen der Transformation auf sich zu nehmen“, so Dr. Oliver Scheibenbogen, Leiter der Klinischen Psychologischen Diagnostik und Behandlung am Anton Proksch Institut und stellvertretender Leiter des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit an der Sigmund Freud Universität Wien.

„Eine Diskussionsrunde zur Verabschiedung von Michael Musalek ist ein wunderbarer Anlass, einen Blick auf das Schöne zu werfen, das er für die Psychiatrie und Psychotherapie in Wien entdeckt und immer wieder weiterentwickelt hat: die Ästhetik und das Schöne als wirksame, die Genesung unterstützende Kräfte. Michaels treffliches Statement aus 2012 ‚Wie viel Kraft haben wir, wenn das uns gesetzte Ziel ein schönes ist und überhaupt dann, wenn wir dessen Erreichen auch noch für möglich halten‘ bedeutet in einem Diagramm so ziemlich die exakt gegenteilige Richtung zur Perspektivenlosigkeit, zur Einengung, zur Verzweiflung. Es ist ein Statement, das Mut gibt und aufklärt, was uns Freude macht. Fördern des Möglichen ist das eigentliche, das wichtige und auch das richtige Mittel – am Weg zu einem schön(er)en Leben“, führte Dr. Georg Psota aus, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien (PSD-Wien) und Leiter des Psychosozialen Krisenstabs der Stadt Wien.

Ästhetik in der Medizin und am Arbeitsplatz

„Wie kein Zweiter versteht es Michael Musalek unser aller Herzen und Seelen zu berühren, wenn er mit sonorer Stimme und einem Lächeln in den Augen das ‚Schöne Leben‘ postuliert. Ästhetik trifft dann Medizin, Psychotherapie nimmt das Schöne und Heilgebliebene im Menschen in den Fokus, ganz im Sinne der ‚Ärztlichen Seelsorge‘ nach Viktor Frankl. Wer als Arzt und Therapeut das Gute und Heilgebliebene im Menschen als Ressource verwendet, um Krankheiten zu heilen oder erträglicher zu machen, handelt nicht nur ethisch, sondern auch in höchstem Maße (sozial-)ästhetisch. Dann geht es uns hoffentlich in Zukunft mehr um das (gute und schöne) Leben unserer Patientinnen und Patienten und nicht nur mehr darum, das Sterben aufhalten zu wollen“, ergänzte die Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin DDr. Ida Maria Kisler, die Vorsitzende und Ausbildungsleiterin des Ausbildungsinstituts ABILE-Viktor Frankl Education Austria und Mitarbeiterin am Departement für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der Sigmund Freud Universität Wien ist.

„Michael Musaleks überzeugendes Plädoyer für die Sozialästhetik, die Anregung, einen genauen und kritischen Blick auf alle Aspekte des Aufeinandertreffens von Menschen zu werfen und diese Begegnungen zu gelungenen Begegnungen zu machen, haben meine arbeitsmedizinische Tätigkeit geprägt. Arbeitsorte und die verschiedenen Beziehungen und Begegnungen von Menschen an diesen Orten unter sozialästhetischen Gesichtspunkten zu betrachten und auch zu verändern, ist eine spannende und lohnende Aufgabe – und sie ist in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt wichtiger denn je“, so die Arbeitsmedizinerin Dr. Eva Höltl, Leiterin des Gesundheitszentrums der Erste Bank AG und des wissenschaftlichen Beirats der österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention.

Quelle: bettertogether Kommunikationsagentur Mag.a Raphaela Pammer  //  Fotocredit: Marlene Fröhlich / luxundlumen.com

Über die Stiftung Anton Proksch-Institut Wien

1956 als Stiftung „Genesungsheim Kalksburg“ gegründet, blickt die heutige Stiftung Anton Proksch-Institut Wien auf jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Forschung und Lehre zur Prävention, Früherkennung und Behandlung (inklusive Rehabilitations- und (Re-)Integrationsansätze) von Suchterkrankungen zurück. Sie hält außerdem 40 Prozent der API Betriebs gemeinnützige GmbH, 60 Prozent sind im Eigentum des internationalen Gesundheitsdienstleisters VAMED. Als Präsident fungiert derzeit Mag. Richard Gauss, Bereichsleiter der Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport der Stadt Wien (MA 24).

 

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